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Medikamentöse Therapie

 

Bei dieser Form der Therapie wird ein Medikament gegeben, das die übermäßige Hormonbildung in der Schilddrüse unterdrückt.
Medikamente, die die Schilddrüsenhormonbildung unterdrücken, heißen Thyreostatika.


Die Dauer der Behandlung mit Thyreostatika beträgt meist 1 Jahr. Im Einzelfall kann eine Behandlung aber auch über einen kürzeren oder längeren Zeitraum durchgeführt werden.
Längere Behandlungszeiten als 2 Jahre sind nicht sinnvoll. Kürzere Behandlungszeiten als 6 Monate führten zu häufigen Krankheitsrückfällen.

Die medikamentöse Behandlung sollte mit der niedrigst möglichen Medikamentendosis vorgenommen werden, die in der Lage ist, die übermäßige Hormonproduktion zu stoppen. Die in einigen Untersuchungen verabreichten höheren Dosierungen konnten die Ergebnisse nicht verbessern.


Begleitend zur Behandlung mit Thyreostatika werden sogenannte ß-Blocker verordnet. ß-Blocker senken den beschleunigten Herzschlag und gegebenenfalls den erhöhten Blutdruck. Sie vermindern zusätzlich Angst und Nervosität sowie das Zittern der Hände.
Sind die Schilddrüsenwerte in den Normalbereich gesenkt, können die ß-Blocker abgesetzt werden.

Neuere Untersuchungen haben zu der Erkenntniss geführt, dass niedrig normale TSH-Spiegel den Autoimmunprozess günstig beeinflussen können. Unter der Behandlung mit Thyreostatika sollte der TSH-Spiegel deshalb nicht erhöht sein. Hohe TSH-Spiegel können sich außerdem ungünstig auf eine bestehende Augenerkrankung (endokrine Orbitopathie) auswirken oder könnten diese, wenn sie noch nicht besteht, in Gang bringen.

Einige Ärzte kombinieren die medikamentöse Behandlung mit der Zugabe von Levothyroxin. Eine Verbesserung des Verlaufes wird hierdurch nicht ereicht, manchmal gelingt so jedoch eine stabilere Einstellung der normalen Schilddrüsenfunktion.

Sinken die TSH-Antikörperspiegel innerhalb eines Jahres unter Behandlung mit Thyreostatika nicht ab, muss mit einem erneuten Auftreten der Krankheit gerechnet werden.

 

Ziel der medikamentösen Therapie

Die medikamentöse Therapie verfolgt zwei Ziele:

  1. Die Menge der gebildeten Schilddrüsenhormone in den Normalbereich zu bringen.
  2. Unter Einwirken der Medikamente die spontane Rückbildung der Krankheit zu erleichtern.

Die Langzeitresultate der medikamentösen Therapie sind nicht befriedigend. Die Anzahl der Krankheitsrückfälle liegt bei 50%. Einige Untersuchungen geben sogar noch höhere Rückfallquoten an. Besonders bei Kindern und Jugendlichen sind die Rückfallquoten hoch (60 bis 80%). Über die Langzeitprognose nach medikamentöser Therapie können keine zuverlässigen Aussagen gemacht werden.

Ist es nach einer medikamentösen Therapie zu einem Rückfall gekommen, sind die Chancen, mit einer zweiten medikamentösen Behandlung eine Heilung herbeizuführen, kleiner als 20%.

 

Welche schilddrüsenhemmenden Medikamente gibt es?

Thiamazol

  • Favistan® = 1 Tbl. enthält 20mg Thiamazol
  • Methizol® = 1 Tbl. enthält 5mg Thiamazol
  • Thyrozol® 5/10/20 = 1 Tbl. enthält 5/10/20mg Thiamazol
  • Thiamazol® 5/10/20 Hexal = 1 Tbl. enthält 5/10/20mg Thiamazol

Carbimazol
  • Carbimazol® 5mg/ 10mg Henning
  • Neo-Thyreostat® = 1 Tbl. enthält Carbimazol 10mg
  • Carbimazol® 5/10/20 Hexal = 1 Tbl. enthält Carbimazol 5/10/20mg

Propylthiouracil (PTU)
  • Propycil 50® = 1 Tbl. enthält 50mg PTU
  • Thyreostat II/ 50mg® = 1 Tbl. enthält 25mg /50mg PTU

Pflanzliche Thyreostatika
  • Lycoaktin M®
  • Prothyrysat Bürger Lösung®
  • Thyreogutt mono Tabletten/ -Tropfen®
  • Thyreo-loges N®


Die pflanzlichen Medikamente sind allenfalls bei leichten Schilddrüsenfehlfunktionen nützlich. Die Behandlung des Morbus Basedow sollte nicht mit pflanzlichen Thyreostatika vorgenommen werden.

Medikamente, die nur aus diagnostischen Zwecken verwendet werden oder der Behandlung im Krankenhaus vorbehalten sind, sind in dieser Medikamentenliste nicht aufgeführt.

 

Unter medikamentöser Therapie sollten die Schilddrüsenwerte (fT3/ fT4/ TSH) zunächst im Abstand von 2 bis 4 Wochen kontrolliert werden. Später können die Kontrollabstände auf 6 bis 10 Wochen verlängert werden.

Wichtig ist eine Kontrolle der weißen Blutkörperchen, die durch Thyreostatika vermindert werden können. Sehr selten (0,18%) tritt eine schwere lebensbedrohliche Verminderung aller Blutzellen auf. Diese sogenannte Agranulocytose kommt meist nur in den ersten 10 Wochen der Behandlung vor. Sie kann sich auch durch Aphthen oder kleinere Geschwüre im Mund und durch Fieber, Schüttelfrost oder Infektionen ankündigen.

 

Für wen ist die medikamentöse Therapie geeignet?

Zunächst müssen alle Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion mit einem Thyreostatikum behandelt werden. Längerfristig ist die Therapie mit Thyreostatika für Patienten ohne Vergrößerung der Schilddrüse oder mit nur geringer Vergrößerung der Schilddrüse geeignet.


Für wen ist die medikamentöse Therapie nicht geeignet?

Nicht geeignet ist die Behandlung bei Verdacht auf einen bösartigen Tumor, bei starker Schilddrüsenvergrößerung besonders bei Verdrängung des umgebenden Gewebes (Luftröhre) und bei Medikamentenunverträglichkeit.

Ebenfalls ungeeignet ist die medikamentöse Therapie, wenn große Mengen von Thyreostatika notwendig sind, um die Schilddrüsenhormon-Konzentration in den Normalbereich zu bringen.

Wenig geeignet ist die längerfristige Behandlung mit Thyreostatika bei von Anfang an bestehenden hohen Antikörperspiegeln. Hier müssen jedoch neue Forschungsergebnisse abgewartet werden.

Bei Patienten mit ausgeprägter Augenbeteiligung (endokriner Orbitopathie) kann die Operation in Hinblick auf die Augenerkrankung bessere Ergebnisse erbringen.

Nicht geeignet ist der erneute medikamentöse Behandlungsversuch, wenn nach einer Behandlung mit Thyreostatika ein Rückfall aufgetreten ist. Hier sollte eine definitive Therapie mittels Operation oder Radiojodbehandlung angestrebt werden.

Die thyreostatische Behandlung bei jungen Frauen mit Kinderwunsch muss sehr genau überlegt werden, da bei einem Krankheitsrückfall während der Schwangerschaft Probleme auftreten und TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) auf das Kind übertragen werden können.


Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie

Bei der Behandlung mit Thyreostatika können wie bei jeder Behandlung mit Medikamenten Nebenwirkungen auftreten. Die Aufzählung der Nebenwirkungen soll nicht darüber hinweg täuschen, dass viele Erkrankte die Einnahme von Thyreostatika gut vertragen oder nur geringe, erträgliche Nebenwirkungen bemerken.

Schwere Nebenwirkungen wie Verminderung der weißen Blutzellen oder aller Blutzellen (Agranulocytose) sind selten, aber gefährlich. Bei unklarem Fieber, offenen Stellen im Mund oder sonstigen unklaren Beschwerden sollte deshalb immer ein Arzt aufgesucht werden und ein Blutbild veranlasst werden.

Unter der Behandlung mit Thyreostatika kann es zur Entwicklung einer Schilddrüsenvergrößerung kommen. Hier kann sich, wenn eine Unterfunktion Ursache der Vergrößerung ist, eine Kombination mit L-Thyroxin günstig auswirken.

Bei einigen Patienten beginnt der Haarausfall, der ein Symptom des Morbus Basedow sein kann, erst unter der Behandlung mit Thyreostatika.

Häufige Nebenwirkungen der Thyreostatika sind Juckreiz und allergische Hautausschläge. Die Intensität der Beschwerden kann sehr unterschiedlich sein. Im Einzelfall können die Hautausschläge zu einem Abbruch der Therapie führen.

Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, selten werden Magen-Darm-Probleme angegeben.

Gelegentlich treten unter medikamentöser Behandlung Gelenk- und Muskelschmerzen auf. Eine Unterscheidung zwischen krankheitsbedingten Gelenkschmerzen und Gelenkschmerzen als Nebenwirkung der Thyreostatika ist meist schwierig.

Gelegentlich wird von Geschmackstörungen und Entzündungen im Mundbereich unter Einnahme von Thyreostatika berichtet.

Sehr selten sind Leberschäden unter der Behandlung aufgetreten. Eine Kontrolle der Leberfunktionswerte (GOT, GPT,GGT,AP) gehört deshalb zum Laborkontrollprogramm beim behandelnden Arzt.

Wenn bei Beginn der Behandlung eine höhere Thyreostatikadosis erforderlich ist, können eventuelle Nebenwirkungen nach Reduzieren der Dosis abklingen.


Medikamentöse Therapie in der Schwangerschaft

Tritt ein Morbus Basedow bei bereits bestehender Schwangerschaft auf, so kann die Schilddrüsenüberfunktion mit Thyreostatika behandelt werden. Bei sehr hoher Dosierung können diese Medikamente beim Kind eine Unterfunktion der Schilddrüse verursachen. Diese Unterfunktion besteht aber nur vorübergehend.

Die Thyreostatika haben im Gegensatz zu früheren Annahmen in normaler Dosierung keinen negativen Einfluss auf das ungeborene Kind. Die beobachteten Fehlbildungen und Fehlgeburten sind nach wissenschaftlichen Untersuchungen auf eine mütterliche Schilddrüsenüberfunktion zurückzuführen und nicht auf die Thyreostatika.

Wird eine schwangere Frau mit Thyreostatika behandelt, sollten die mütterlichen Blutwerte und kindlichen Herzaktionen regelmäßig überwacht werden. Wenn die mütterlichen Schilddrüsenhormone in den Normalbereich gesenkt werden können, sind die Aussichten auf einen unproblematischen Verlauf und guten Ausgang der Schwangerschaft sehr gut. Dennoch gilt, jede Schwangerschaft bei einer Basedow Patientin als Risikoschwangerschaft, die von einem erfahrenen Endokrinologen in enger Zusammenarbeit mit dem Frauenarzt überwacht werden sollte.

Für die stillende Mutter und für den Säugling gelten folgende Thyreostatikamengen als unbedenklich:

  • <10-15mg Thiamazol pro Tag oder
  • <100-150mg PTU pro Tag oder
  • <15-20 mg Carbimazol pro Tag

Die Schilddrüsenhormonwerte (fT3, fT4, TSH) und weißen Blutkörperchen (Leukocyten) beim Säugling sollten während der Stillzeit regelmäßig kontrolliert werden, wenn eine Thyreostatikabehandlung der Mutter erforderlich ist.  


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