Psyche und Hormone
Aktualisiert (Donnerstag, 11. Juni 2009)
Hormone beeinflussen unzählige Vorgänge im menschlichen Körper. Sie sind die Botschafter eines fein abgestimmten Regelkreises, der sämtliche Körperfunktionen steuert und untereinander verbindet. Die Schilddrüsenhormone steuern nicht nur zahlreiche organische Funktionen, sondern wirken auch auf die Psyche. Gerät der Schilddrüsenstoffwechsel durch Krankheit aus den Fugen, macht sich das auch in der seelischen Verfassung des Betroffenen deutlich bemerkbar.
Der an Morbus Basedow Erkrankte ist zunächst einer erhöhten Menge an Schilddrüsenhormonen ausgesetzt. Durch das Übermaß an Schilddrüsenhormonen fühlt er sich gleichermaßen angetrieben und erschöpft.
Er sehnt sich nach Ruhe, kann aber andererseits nicht untätig sein. Seine Gedanken überschlagen sich. Manche Menschen sind in dieser Phase sehr produktiv. Gleichzeitig fällt es immer schwerer, eine Arbeit konzentriert zu Ende zu bringen.
Die Eindrücke der Außenwelt werden intensiver wahrgenommen. Die emotionale Schwankungsbreite nimmt zu. Oft sind die Erkrankten reizbar aufbrausend, unausgeglichen und empfindlich. Gelegentlich können sogar Wutanfälle auftreten.
Der Überschuss an Schilddrüsenhormonen verursacht Schlafstörungen. Das Herz rast. Einige Erkrankte leiden unter Durchfall und Zittern.
Die gleichen Reaktionen treten auch auf, wenn ein gesunder Mensch Angst hat. Der Basedowerkrankte leidet auch häufig unter Angstzuständen. Die zahlreichen Symptome erlebt er dann als hochgradig beängstigend.
Selbst wenn die Diagnose gestellt ist, kann sich der Erkrankte kaum aus der Nervosität und der Angst lösen, solange Herzrasen und andere Symptome nicht beseitigt sind.
Das Zuviel an Schilddrüsenhormone wirbelt also den Körper und die Psyche durcheinander. In einigen Fällen treten sogar Psychosen auf, so dass eine Einlieferung in die Psychiatrie erfolgt. Auch ausgeprägte psychisch-psychiatrische Symptome können sich durch Normalisierung der Schilddrüsenhormone zurückbilden.
Kommt es im Verlauf der Behandlung zu einer Schilddrüsenunterfunktion, wird die Psyche wiederum gegenteilig belastet. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gedächtnisschwäche, Angst und Depression können auftreten. Auch in diesem Fall führt eine Normalisierung der Schilddrüsenwerte zum raschen Abklingen der Symptome.
Nicht vergessen werden sollten die weiblichen Hormone. Eine Veränderung der Schilddrüsenhormone bringt fast regelmäßig eine Veränderung der weiblichen Hormone mit sich. Auch diese Hormone (Östrogene und Progesteron) können die Psyche nachhaltig beeinflussen. Wichtig ist es, im Rahmen der Behandlung daran zu denken und gegebenenfalls auch hier eine ausgleichende Therapie einzuleiten.