Psyche als Krankheitsauslöser
Aktualisiert (Sonntag, 17. August 2008)
Psychischer Stress kann bei genetisch vorbelasteten Menschen zu einem Ungleichgewicht im Immunsystem führen. Die in der Stresssituation ausgeschütteten Hormone können das Immunsystem verändern, so dass es seinen Selbstschutz verliert. Stress als einzige Ursache des Morbus Basedow ist nicht ausreichend. Stress muss mit anderen Triggerfaktoren zusammentreffen, die dann gemeinsam die Erkrankung in Gang setzen.
Welche Situation im Einzelfall als Stress empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. In einigen medizinischen Untersuchungen wurde ein gehäuftes Auftreten des Morbus Basedow in Kriegszeiten beschrieben. Dabei verschob sich das Verhältnis der Geschlechtsverteilung zu den Männern. Daraus wurde geschlossen, dass Stress eine auslösende Rolle spielt. Gefangene aus Konzentrationslagern entwickelten nach Untersuchungen aus dem Jahre 1946 viermal häufiger einen Morbus Basedow als Nichtinhaftierte.
Immer wieder wurde ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Morbus Basedow und Lebensveränderungen hergestellt.
Hierbei können die Lebensveränderungen sowohl positiv als auch negativ sein. Die negativen Lebensveränderungen haben jedoch einen größeren Einfluss auf das Auslösen der Erkrankung.
Besonders der Verlust eines Lebenspartners, Arbeitsplatzverlust, Konflikte mit dem Ehepartner, Konflikte mit dem Vorgesetzten oder räumliche Veränderungen werden angeführt. Allerdings konnten nicht alle Untersuchungen diese Zusammenhänge bestätigen.
Mögliche Stressfaktoren, die den Morbus Basedow auslösen können
- Konflikte mit Vorgesetzten oder Mitarbeitern
- Verlängerung der Arbeitszeit
- Arbeitslosigkeit
- Konflikte mit Ehepartner oder Freunden
- Erkrankung eines Angehörigen
- Finanzielle Schwierigkeiten
- Verlust des Ehepartners
Ob eine bestimmte Situation als Stress empfunden wird, ist in hohem Maße vom einzelnen Menschen abhängig.
Es gibt Überlegungen, nach denen der Morbus Basedow an eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur gebunden sein soll. Hier werden Ängstlichkeit und vermindertes Selbstwertgefühl als häufige Eigenschaft des Basedowkranken beschrieben. Diese Charakterisierung wird allerdings meist erst dann vorgenommen, wenn die Erkrankung bereits ausgebrochen ist. Viele Erkrankte haben schon vor Diagnosestellung über Jahre Symptome der Überfunktion und Symptome der Immunerkrankung. Die hormonellen Veränderungen führen zu Angst und Selbstzweifeln bei den Betroffenen. Ist die Krankheit schließlich erkannt, sind Ängstlichkeit und Selbstzweifel dann in der Tat vorhanden, jedoch als Folge und nicht als Ursache der Erkrankung.
Der Einfluss psychosozialer Faktoren ist bei jedem Erkrankten in unterschiedlichem Ausmaß möglich. Eine allgemeingültige Aussage kann aufgrund der bisher erfolgten wissenschaftlichen Untersuchungen nicht gemacht werden.
Als einzige Ursache ist psychosozialer Stress nicht hinreichend.
Um im Verlauf der Erkrankung eine negative Beeinflussung des Morbus Basedow durch Stress zu verhindern, sollte die Abschirmung von Stresseinflüssen angestrebt werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Fähigkeit zur Stresswahrnehmung und Stressverarbeitung. Eine unterstützende verhaltenstherapeutische Psychotherapie kann in diesem Zusammenhang hilfreich sein.