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Meyers Konversationslexikon 5. Auflage 1894

 

Achtung, die folgende Quelle ist über einhundert Jahre alt und gilt daher nur eingeschränkt.

 

"Die Basedowsche Krankheit (Glotzaugenkrankheit) ist charakterisiert durch abnorm schnelle Bewegung des Herzens, Anschwellen der Schilddrüse (Kropf) und Hervortreten der Augen aus ihren Höhlen (Glotzauge) und führt ihren Namen nach dem Merseburger Arzt, welcher sie 1840 beschrieb. Über den Zusammenhang der angeführten Symptome ist man nicht klar. Die Hervortreibung des Augapfels ist meist doppelseitig und manchmal so beträchtlich, daß das Auge überhaupt nicht mehr geschlossen werden kann und daher seines natürlichen Schutzes durch die Augenlider beraubt, der Sitz hartnäckiger und gefährlicher Entzündungen wird.

Die Basedowsche Krankheit kommt in Gegenden, in denen der Kropf endemisch ist, seltener vor als in solchen, wo er nur vereinzelt beobachtet wird. Ganz überwiegend wird das weibliche Geschlecht von der Krankheit ergriffen, namentlich zur Zeit der Pubertätsentwicklung oder im Wochenbett oder bei Bleichsucht. Nicht selten tritt die Krankheit ganz plötzlich, z.B. nach einem Schreck, nach schwerer Arbeit, ein, und danach scheint das Wesen der Basedowschen Krankheit in einer Störung des symphatischen Nervs zu beruhen, von welchem das Glotzauge, die Schilddrüsenanschwellung und die beschleunigte Herzaktion sich recht wohl würden ableiten lassen.

Die Krankheit endet unter Zunahme der Erscheinungen zuweilen sehr schnell unter großer Beängstigung und Gehirnzufällen, meist allmählich unter Verfall der Ernährung und der Kräfte mit dem Tode. Bei frischen Fällen tritt aber auch vollständige Heilung ein, wobei freilich der Kropf nicht immer ganz zurückgebildet wird. Die besten Erfolge sind durch eine kräftigende Diät, Eisenpräparate, Seebäder und dergleichen erzielt worden. In neuster Zeit hat man auch mit Erfolg die operative Entfernung der Schilddrüse angewandt."

 


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